Wegschauen ist schlecht, handeln ist besser!
Werden junge Menschen von der Polizei das erste Mal mit einem legalen oder illegalen Rauschmittel ertappt, hat das für die Betreffenden unangenehme Konsequenzen. Oftmals entscheidet das Gericht, ob und wie hoch eine Strafe verhängt wird und wie es weitergeht.
Nun bietet die Suchtberatung des Roten Kreuzes einen Weg an, der bei günstigen Prognosen den Weg der Gefahr in eine eventuelle Abhängigkeit und damit einen denkbaren Schritt in die Kriminalität umgeht.
„Frühintervention bei erstauffälligen Drogenkonsumenten (FreD) nennt sich das Programm, mit dem wir Jugendliche und Heranwachsende unterstützen, die in dieser Hinsicht auffällig geworden sind“, erläutert Zorica Fritsch, die als diplomierte Psychologin in der Suchtberatung des Roten Kreuzes in Erbach arbeitet und die Maßnahme betreut.
„Wir wollen die jungen Leute dazu motivieren, sich mit ihrem Problem zu beschäftigen und ihnen die Augen für mögliche Langzeitschäden öffnen. Damit können wir im Idealfall einer möglichen Abhängigkeitsentwicklung vorbeugen und die Lücke zwischen allgemeiner Prävention und einer Suchtbehandlung schließen.“
War zu Beginn des bundesweiten Projektes der Fokus auf den Konsum von Cannabis gerichtet, kam bald Alkohol als Rauschmittel hinzu. Der Zugang zu FreD wurde über die Polizei und Justiz auf die Schulen, Betriebe und Einrichtungen der Jugendhilfe erweitert.
Weshalb rückt FreD auch beim Roten Kreuz in den Vordergrund? „In gewissen Gruppen steigt der Umgang mit Alkohol und illegalen Drogen an, auch wenn die allgemeine Tendenz rückläufig ist. Aber rund 32 Prozent der weiblichen und knapp 45 Prozent der männlichen jungen Leute konsumieren riskant, wie eine anonyme Erhebung kürzlich zeigte. Besonders der Mischkonsum von Alkohol und Cannabis gibt zu denken. Da sind wir von Roten Kreuz natürlich gefordert. Schließlich ist das Helfen unsere Aufgabe“, weiß Fritsch. FreD richtet sich an Jugendliche zwischen 14 und 21 Jahren, die erstmalig aufgefallen sind, weil sie riskant mit Drogen umgehen.
„Wir wollen helfen, bevor das Kind in den Brunnen gefallen ist“, umschreibt die Fachfrau ihre Aufgabe in verständlichen Worten. Dabei sei es das Ziel, in diesen Kursen die Selbstreflexion anzustoßen, damit die eigene Einsicht zum Therapeutikum wird. „Fruchtet die Maßnahme, schützt dies natürlich auch vor hohen Folgekosten einer Behandlung“, erklärt die Psychologin.
Mit im Boot sind die Kooperationspartner Schulen, Betriebe, Polizei und Justiz. „Die bundesweiten Ergebnisse der Maßnahme sind erfreulich überraschend“, sagt die zertifizierte FreD-Trainerin. „Die Akzeptanz ist gut. Zirka 49 Prozent der bundesweiten Teilnehmer gaben sechs Monate nach Kursbeendigung an, keine illegalen Drogen mehr genommen zu haben.“
Und wie funktioniert FreD? „Bei der Vermittlung informieren die Kooperationspartner die Jugendlichen über unser Angebot, dann nehmen sie Kontakt zu mir auf und wir vereinbaren ein erstes Treffen. Dabei lernen wir uns in einem zirka einstündigen Gespräch kennen und planen die Kursteilnahme mit den Inhalten. Die Sitzungen dauern acht Stunden, verteilt auf vier Einheiten. Dabei kläre ich die Teilnehmer über Suchtrisiken, über Möglichkeiten der Einschränkung des Konsums sowie zu eventuell rechtlichen Folgen auf. Dabei kommen wir ins Gespräch. Am Schluss erhalten alle eine Teilnahmebescheinigung, die sie an die Kooperationspartner weitergeben können.
So ist FreD unseres Erachtens eine sinnvolle pädagogische Alternative zu strikten Sanktionen mit unangenehmen Folgen, die effektiv zur Kosteneinsparung beitragen kann.“
Auskunft erteilt: FreD-Trainerin Zorica Fritsch unter Tel. 06062 / 607-732 oder der E-Mail: zorica.fritsch@drk-odenwaldkreis.de