Spielerisch zur Ersten Hilfe hinführen
Viele Schülerinnen und Schüler hat der Kreisverband des Deutschen Roten Kreuzes in Erbach an den weiterführenden Bildungsstätten des Odenwaldkreises in den vergangenen Jahren zu Schulsanitätern ausgebildet. Bei Notfällen in den Klassen oder auf dem Pausenhof können die Jugendlichen nun professionell Erste Hilfe leisten und bei Bedarf den Rettungswagen oder den Notarzt zum Ort des Geschehens lotsen.
Jetzt setzt das DRK bewusst ganz niederschwellig an und geht mit einer angepassten Variante in die vierten Klassen von Grundschulen. „Unser Projekt soll dabei helfen, Ängste abzubauen und praktische Erfahrungen zu vermitteln. Dies ermutigt die Kinder, im Notfall qualifiziert und ohne Scheu zu helfen“, sagt Adrian Knecht, der lange als Notfallsanitäter gearbeitet hat und nun als stellvertretender Leiter des Jugendrotkreuzes für die Förderung des Nachwuchses zuständig ist.
Spielerischer Zugang
Worin besteht der Unterschied zur Ausbildung an den weiterführenden Schulen? „Wir gehen die ernste Sache ganz locker und spielerisch an, so finden wir zu diesem Alter den besten Zugang und können die Kids frühzeitig für die Erste Hilfe begeistern. Denn anderen helfen zu können, ist eine soziale Kompetenz und stärkt das Selbstwertgefühl“, beschreibt Knecht seinen pädagogischen Ansatz.
Diesen unterstützt auch Annika Groll, Klassenlehrerin der 4b an der „Grundschule am Hollerbusch“ in Michelstadt. „Die Beispiele waren sehr praxisnah. Es wurde nicht doziert, sondern am Menschen geübt. Besonders begeistert waren meine Schüler vom Absetzen eines Notrufs über die Telefonnummer 112, was sie auch an einem Modell trainieren konnten. Auch sind sie in einer Altersstufe, wo sie diesen Stoff aufnehmen und umsetzen können“, lobt die Pädagogin den kürzlich stattgefundenen Besuch von Adrian Knecht in ihrem Unterricht. Nach einer gewissen Gewöhnungsphase seien die Kinder dann auch bereit, ihren Dienst regelmäßig zu versehen.
„Zum Helfen ist keiner zu klein!“
„Diesen haben sie aber nur in den Pausen, um die Mädchen und Jungen nicht zu überfordern. Zuvor holen sie sich ihre DRK-Warnwesten mit Reflexstreifen ab, damit man sie auf dem Hof auch als Helferinnen und Helfer erkennen kann und wappnen sich mit ihrem Einsatztäschchen. Im Bedarfsfall wird dann ein Pflaster geklebt oder es werden einfache Verbände angelegt. Für größere Verletzungen ist die Aufsicht führende Lehrkraft zuständig. Bewusst geht es uns nur um einfache Maßnahmen der Ersten Hilfe“, erläutert Knecht und unterstreicht: „Zum Helfen ist keiner zu klein!“
Dessen Aufgabe ist es, Grundschulen beim Aufbau dieses kindgerechten Sanitätsdienstes zu beraten, zu betreuen und in Theorie und Praxis zu unterstützen. So entwickele sich oft eine lange Partnerschaft zwischen den Schulen und dem Roten Kreuz. Die Kosten der Kurse übernimmt das DRK. Um diese aber gering halten zu können, bitten die Schulen die Eltern zuvor um etwas Verbandsmaterial, das zu Übungszwecken natürlich nicht steril sein muss.
Das Konzept ist gut durchdacht: „Nach jedem Besuch nehme ich mir Zeit für ein Feedback mit den Schülern und der Lehrkraft, um eventuell Verbesserungen oder Ergänzungen einfließen zu lassen. Diese offene Vorgehensweise hat sich besten bewährt“, resümiert der DRK-Ausbilder.
„Pausenhelden“ und „Helfende Hände“
Auch in der „Schule an der Mümling“ in Höchst war Knecht mit seinem Konzept bereits gewesen und hat die Inhalte zirka 20 Kindern spielerisch vermitteln können. Dort gibt es unter der Leitung des Pädagogen Jochen Reeg die „Pausenhelden“ schon länger. Jetzt ist auch die „Schule am Hollerbusch“ in Michelstadt mit an Bord. Alle beiden vierten Klassen haben mit je 20 Schülerinnen und Schülern, die sich hier „Helfende Hände“ nennen, an der Ausbildung teilgenommen. Neben Annika Groll ist die Pädagogin Alena Heisig in das freiwillige Projekt eingebunden.
Was steht auf dem „Lehrplan“ des Roten Kreuzes? Abgesehen von den praktischen Übungen, sind dies der Eigenschutz mit Einmalhandschuhen, die seelische Betreuung mit einem höflichen Abschirmen von interessierten Mitschülern, der Notruf 112 mit Trainingsmodell sowie der Inhalt und die Erläuterung eines Verbandskastens.
Kontakt zum DRK-Grundschulprojekt der Ersten Hilfe kann man aufnehmen über Tel. 06062 / 607-141 oder über die E-Mail: adrian.knecht@drk-odenwaldkreis.de