6. Juli 2023

Aktivitäten am laufenden Band

Das Jugendrotkreuz bietet viele Facetten des humanitären Gedankens an

Landauf und landab beklagen sich die Vereine über mangelnden Nachwuchs. Das gesellschaftliche Engagement scheint nachzulassen. Liegt es an der zunehmenden Individualisierung junger Menschen? Sind Leistungsdruck oder mangelnde Attraktivität der Anbieter schuld an der Misere? Die Gründe sind vielschichtig und schwer zu ermitteln. Doch die Tendenzen geben zu denken. Aber es gibt einen Lichtstreif am dunklen Horizont.

Mit interessanten Angeboten für Kinder und Jugendliche wartet das Jugendrotkreuz (JRK) im Odenwaldkreis auf. In Reichelsheim leitet die Ortsvereinsvorsitzende Adina Köhler seit 2017 eine aktive Gruppe von sieben Jugendlichen zwischen sieben und 16 Jahren. Von Langweile oder gar Desinteresse kann hier nicht die Rede sein. Die Abwechslung im Programm und die Alltagstauglichkeit für die Praxis mögen dafür verantwortlich sein. Denn was hier in realitätsnahen Übungen gelernt wird, hilft den Mitmenschen.

„Ich glaube, es ist die Nähe zum richtigen Leben. Jeder, der sich für Erste Hilfe und das richtige Verhalten bei Notfällen interessiert, findet bei uns eine Heimat. Stupides Vermitteln von Handgriffen ist uns fremd. Wir gehen den Ernst oft spielerisch an. Dann bleiben die Inhalte besser haften. Spaß bei der Sache ist uns nicht fremd“, erzählt Adina Köhler (42), die sich selbst schmunzelnd als ehrenamtliches Rotkreuz-Gewächs bezeichnet.

So spielt denn auch Kreativität eine wichtige Rolle. Oft werden mit Playmobil-Figuren denkbare Szenarien gestaltet und dann in der Runde das richtige Vorgehen diskutiert. Dabei sind es auch soziale und humanitäre Werte, die spielerisch vermittelt werden. Ausflüge und Unternehmungen im Freien bereichern ebenso den breit aufgestellten Plan der agilen Gruppe.

Melissa Buls (13) ist dabei, weil sie später einmal Ärztin werden möchte und schätzt die Übungen in der Herz-Lungen-Wiederbelebung. „Das machen wir nach dem Takt von moderner Musik. Da kommen wir automatisch in den richtigen Rhythmus beim Drücken des Brustkorbs unserer Übungspuppe“, berichtet die junge Helferin. Pia Arras (13) ist froh, etwas Sinnvolles tun zu können und auf mögliche Notfälle gut vorbereitet zu sein. „Außerdem helfen wir manchmal an der Anmeldung bei Blutpendeterminen mit und unterstützen die hauptberuflichen Teams. Beim Aufbau und Abbau der Stationen sind wir ebenfalls dabei“, wirft Maria Oprisa (13) ins Interview ein.

„Bei uns ist halt richtig was los“, lacht Adina Köhler und ergänzt: „Wir haben ja auch noch die Secondhand-Boutique ‚Lieblingsstücke’ im Ort, die ehrenamtlich vom Roten Kreuz betrieben wird. Hier engagieren sich die jungen Aktiven im Sortieren der Ware und sind fleißig als Stilberaterinnen der Kunden tätig.“ Adina Köhlers Tochter Katharina (16) ist als Gruppenleiterin am Ball geblieben und trägt den humanitären Gedanken weiter.

Ist das Ehrenamt für Jugendliche ein Auslaufmodell? „Bei uns jedenfalls nicht. Über weiteren Zuwachs freuen wir uns. Gerne darf man zum Schnuppern kommen“, konstatiert Köhler. Wer möchte, schaut donnerstags zwischen 15 und 16 Uhr im Rotkreuzheim an der Beerfurther Straße 29 vorbei und guckt sich die Aktivitäten einfach mal unverbindlich an. Weitere JRK-Gruppen gibt es in Erbach, Würzberg und Oberzent-Rothenberg.

Infos erteilen Daniel Rabes und Adrian Knecht unter jrk@drk-odenwaldkreis.de.